Her Trumpet's Voice

Interpreten
Lucienne Renaudin Vary . Trompete
Susanne von Gutzeit . Leitung
Stuttgarter Kammerorchester
Programm
Johann Baptist Georg Neruda
Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur
Carl Philipp Emanuel Bach
Hamburger Sinfonie Nr. 2 B-Dur
Karol Beffa
Intrada für Trompete und Streicher
Maurice Ravel
Streichquartett F-Dur op. 35 in der Fassung für Streichorchester
Dieser warme Klang! Diese vielen Farben! Kann das eine Trompete sein? So frei und laid back wie bei Lucienne Renaudin Vary hat man das Instrument seit Chet Baker nicht mehr gehört. „Die Trompete ist meine Stimme“, sagt die junge Französin. Und das Geheimnis ihres besonderen Tons liegt vielleicht darin, dass sie im Jazz wie in der Klassik gleichermaßen zuhause ist. Auch in ihren Programmen kombiniert sie gern beide Stile. Ein reizendes Paar sind hier Ravels betörend farbenreiches Streichquartett und die rhapsodisch-jazzige Intrada von Karol Beffa. Dazu die barocke Üppigkeit aus Nerudas berühmtem Trompetenkonzert. Magnifique!
Der Name Neruda verknüpft sich spontan mit Pablo, doch der musikalische Neruda führt uns ins barocke Dresden. Johann Baptist Georg Neruda stammte aus Böhmen und war viele Jahre Komponist, Geiger und Dirigent der Dresdner Hofkapelle. Ihm verdanken die Trompeter eines der schönsten Konzerte der Vorklassik.
Es waren Zeiten des Umbruchs. Während Goethe 1772 in Frankfurt „Götz von Berlichingen“ schrieb, komponierte der jüngste Bach Sohn in Hamburg sechs Sinfonien im Auftrag des Baron van Swieten. Dessen Arbeitsauftrag lautete explizit „sich selbst freie Hand zu lassen, ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten bei der Ausführung“. Und tatsächlich jagen die Melodien in Barocktradition auf und ab, dazwischen die empfindsamen Melodien der beginnenden Klassik.
Man liest Karol Beffas Biografie mit Staunen: 1973 geboren, stand er bis zum Alter von zwölf Jahren als Kinderdarsteller in zahlreichen Rollen auf der Bühne. Neben der Musik absolvierte er ein Studium Generale und studierte auf einer der Eliteschulen Frankreichs Geschichte, Englisch, Philosophie und Mathematik. Auf dem Pariser Conservatoire wurde er mit acht ersten Preisen in verschiedenen Disziplinen ausgezeichnet. Wir kennen ihn in erster Linie als besonderen Komponisten. Für Lucienne hat er eine dreisätzige, kurzweilige Intrada komponiert, die wie eine Weiterführung des freien Stils Ravels wirkt. Rhapsodisch und jazzig, voller lebendiger Rhythmik korrespondieren Trompete und Streicher. Das geht unmittelbar ins Blut. Dazwischen jazzig angehauchte Melodien.
Damit hat Beffa Lucienne Renaudin Vary die Intrada quasi auf den Leib geschrieben. Sie hat Klassik und Jazz studiert und wurde früh von Rolando Villazon in der Sendung „Stars von morgen“ für die Öffentlichkeit entdeckt. Sofort fällt auf, dass ihr Ton lockerer, entspannter und wärmer klingt als bei vielen anderen. Sie spricht dabei gerne vom Singen auf der Trompete. Mit 17 unterschrieb sie einen Exklusivertrag bei Warner und kombiniert in ihren Alben bunt Klassik, Jazz und Tango.
Ravel einziges Streichquartett steht in der Nachfolge von Debussy und vereint verschiedene Stile wie Rhapsodisches oder baskische Tanzrhythmen mit klassischen Elementen. In diesem Werk wagt er zum ersten Mal eine ganz individuelle Musiksprache, die seinen Stil später unverwechselbar machen wird. Der Prix de Rome wurde ihm zwar trotz des Protests von Romain Rolland nicht zuerkannt, aber seinen Platz in der Musikgeschichte hat er gefunden.
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